Entlang der Via Egnatia zum Ohridsee

Von Elbasan ging es auf die Via Egnatia in Richtung Ohridsee. Via Egnatia, das klingt nach „auf den Spuren der Römer“, nach historischem Erlebnis und nach „von der Adria an den Bosporus“. Die moderne Via Egnatia nennt sich in Albanien SH3 und folgt zwischen Elbasan und dem Ohridsee dem Verlauf der historischen Via Egnatia. Die Straße ist Bestandteil des paneuropäischen Verkehrskorridor VIII und Verbindungsachse zwischen dem Adriahafen in Durres mit den Häfen des Schwarzen Meeres. Von historischem Weg bleibt da auf der Straße nicht mehr viel über und es ist vor allem ein Krampf mit dem Schwerlastverkehr, den Reisebussen, Wohnwagen und Höhenmetern. Wohlwissend hatten wir die Etappe auf 2 Tage aufgeteilt, um so jeweils nur einen halben Tag zu fahren. 

Passend zum Thema war der Start am Morgen bzw. auch unsere Unterkunft in Elbasan in der Via Egnatia. Zunächst rumpelten wir über die alte Straße, dann ging es in den Verkehr. Landschaftlich ist die Strecke dabei an sich reizvoll. Die meiste Zeit geht es durch das Tal des Shkumbin mit seinem breiten Flussbett. Rechts und links sind wilde Natur und hohe Berge. Die Straße ist eng und kurvenreich und für den Verkehr eigentlich nicht gemacht. Kurz hinter Elbasan fuhren wir plötzlich auf ein frisch ausgebautes Stück der SH3, die nun vierspurig mit breitem Sicherungsstreifen ist. Das war zum Radfahren zunächst angenehm, im Laufe der Fahrt Richtung Ohridsee wurde uns aber das Ausmaß der Arbeiten bewusst. Überall entlang der SH3 finden riesige Bauarbeiten statt. Dabei scheint es so, dass die Trasse in vielen Fällen komplett verlegt wird. Teilweise werden breite Schneisen in die Landschaft gefräst. Ein Tunnel wird gebohrt und immer wieder wird das Flussbett des Shkumbin begradigt um die neue Straße direkt am Fluss zu führen. Warum gleichzeitig nicht auch die, eigentlich vorhandene, Eisenbahntrasse wieder instand gesetzt wird, ist unverständlich. Zudem wirkt es teilweise so, dass durch einige der Arbeiten die Eisenbahntrasse komplett zerstört wird.

Wir legten einen Stopp irgendwo hinter Librazhd in einem kleinen Hotel direkt an der SH3 ein. Hier liegt zwar knapp die Hälfte der Strecke hinter uns, aber noch ein Großteil der Höhenmeter vor uns. Gestärkt mit einem Frühstück am nächstbesten Rastplatz (gefüllte Paprika zum Frühstück gibt es auch nicht immer) ging es weiter den Berg hinauf. Kurios wurde es dann nochmal in Urake, hier wurde wohl mal eine Wasserader angebohrt und das Wasser sprudelt im ganzen Ort aus Schläuchen. Das Waschen der Autos in einem Lavazh(o) ist in Albanien eh wichtig, aber hier werden im ganzen Ort Autos und scheinbar alle LKWs auf der Via Egnatia gewaschaen.

Hinter dem Ort beginnt dann auch der finale Anstieg auf die Passhöhe Qafa Thanes. Der Anstieg wartet nochmal mit mehr als 10 Prozent auf. Dafür begrüßte uns an der Passhöhe zunächst eine Herde Kühe sowie ein Gipfel-Getränke. Plötzlich setzte zwar wieder Regen ein, dafür lag nun eine schöne Abfahrt zum Ohridssee vor uns. Hier sind wir im schönen Örtchen Lin untergekommen, welches nach 2 Tagen Verkehr die passende Entschleunigung bietet.