Der Llogara-Pass als Endgegner

Von Berat ging es gestern weiter in Richtung Meer mit Ziel südlich von Vlora. Landschaftlich war die Tour kein wirkliches Highlight, mehr typisches Transferstück. Herausgestochen hat einzig ein kurzes Stück vor Vlora, wo es kurz durch eine Eukalyptusalle ging und es nochmal einige sehr schöne Blicke gab.

Überrascht hat mich dabei Vlora selbst. In der Stadt wurde die Republik Albanien erstmals ausgerufen und war damals kurzzeitig Hauptstadt. Heute ist sie vor allem Touristenhochburg und hier wurde die letzten Jahre viel investiert. Die Strandpromenade sowie die Innenstadt wurden kürzlich komplett neu gestaltet, inkl. schönem abgetrentem Radweg. Die vielen Baustellen entlang der Küstenstraße in der Bucht von Vlora lassen dabei erahnen, wie stark man auf den Tourismus setzen will.

Von Vlora aus sind es nur noch etwas über 100 km bis nach Griechenland. Dazwischen liegt aber noch der Llogara-Pass. Der Pass ist Teil des Akroceraunisches Gebirges und Wasserscheide zwischen Adria und Ionischem Meer. Mit seinen knapp 1000 Höhenmetern hatte ich zunächst wenige Gedanken an den Pass verschwendet, da ich in Montenegro doch deutlich mehr gefahren bin. Gestern hörte ich dann aber einige Geschichten, dass der Pass es in sich hat und ich muss sagen, der Pass war nochmal ein echter Endgegner.

So habe ich heute Morgen zunächst den Snackvorrat nochmal aufgefüllt und bin los geradelt. Obwohl der Pass die einzige direkte Nord-Südverbindung an der Küste ist, war nur wenig Verkehr. Zunächst ging es durch einige Baustellen, da gerade Arbeiten für einen Tunnel laufen. Die ersten knapp 200 Höhenmeter ziehen sich sehr lang und sind entsprechend gut zu fahren. Die Passhöhe hing in den Wolken was wenig Gutes hoffen ließ.

Ab etwa 250 Höhenmeter zeigt der Pass dann seine quälende Seite. Bis zur Passhöhe ist es fast durchgehend steiler als 10 Prozent. Viele Teile, vor allem die sehr steilen Rampen, lassen sich mit Gepäck nur noch im Wiegetritt bewältigen. So ging es Rampe für Rampe, Meter für Meter nach oben. Mit der Zeit setzten zudem noch starke Fallwinde von der Passhöhe ein, was das vorwärtskommen zusätzlich erschwerte. Mit Ausnahme von ein paar Tropfen hielt das Wetter aber. Die Berglandschaft ringsherum ist zudem eindrucksvoll.

Endlich war die Passhöhe erreicht. Dort peitschte ein mächtiger Sturm und viel vom Ionischen Meer war von der Passhöhe aus leider nicht zu sehen. Als ich gerade vom Aussichtspunkt zum Rad zurückkam setzte langsam Regen ein. Ich flüchtete mich erstmal in das nahe gelegene Restaurant und machte Mittagspause.

Währenddessen ging es draußen zur Sache und ein Gewitter hielt sich über der Passhöhe. Nach etwa 2 1/2 Stunden beschloss ich, dass langsam Zeit ist aufzubrechen um heute noch irgendwo anzukommen. Der Regen hatte immerhin aufgehört, die Passhöhe lag aber mitten in der Wolke. Weiter als 20 Meter konnte man kaum sehen. Der Wetterbericht machte aber klar, das bis morgen Mittag mit Besserung nicht zu rechnen ist, also ging es auf in die Nebelwand.

Erst auf etwa 300 Metern lichtete sich die Wolke endlich und gab Blicke auf die Landschaft und das Meer frei – da war als das Ionische Meer und Korfu lässt sich mit viel Phantasie auch erahnen.

Ich beschloss noch bis kurz vor Himara weiterzufahren. Die Straße führt nach wie vor durch das Gebirge und es geht steil mal bergauf und bergab. An der Küste ist zu erkennen wie überall weitere Hotelburgen entstehen. Die Landschaft selbst ist eindrucksvoll. Der Fels ist rot mit viel kargem grünen Bewuchs. Zudem haben viele Flüsse hier teils eindrucksvolle Schluchten gegraben. Immer wieder geht es durch kleine nette Dörfchen.

Am Abend am Meer angekommen braut sich die nächste Gewitterfront zusammen. Ein Tiefdruckgebiet liegt mitten in der Adria und mit dem Regen wird das so schnell nicht besser. Mal sehen wie das morgen wird.