Kilometerfressen Richtung Norden

Tachostand: 1352 (+115) km
Höhenmeter: 8800 (+150)

Kurz hinter Rodi liegt der Lago di Varano, einer der beiden Süßwasserseen des Gargano. Es geht auf einer dünnen Landzunge zwischen See und dem Meer immer geradeaus. Der Küstenabschnitt ist ein Naturschutzgebiet, bewachsen vor allem mit Eukalyptusbäumen, deren süßlicher Duft in der Luft liegt.
Hinter dem Lago di Varano geht es etwas ins Landesinnere. Zu dieser Jahreszeit ist es bereits staubtrocken, die vereinzelten Windräder stehen still. Es überwiegen Weizenfelder, die Ernte ist überall im vollen Gang. Vereinzelt überraschen grüne Tomatenfelder, die beim genauen hinsehen über eine entsprechende Wasserversorgung verfügen. Vereinzelt sind auf den Feldern auch Kühe anzutreffen.
Der nicht vorhandene Wind und die flache Landschaft haben den Vorteil, dass die ersten 50 Kilometer bis Lesina, am Lago die Lesina, zügig abgestrampelt sind.

Der Ort hat wenig zu bieten und sicher auch schon bessere Zeiten erlebt, in der örtlichen Bar sitzen die Männer schon vor 12 und trinken Bier, vereinzelt wird aggressiv gebettelt.

Nach einer Pause in Lesina geht es wieder in Richtung Meer. Einzige direkte Möglichkeit ist hier die SS16. Da parallel die Autobahn führt, hält sich der Verkehr in Grenzen – dachte ich. Offenbar nutzen vor allem LKWs die Straße um so der Maut auf der Autobahn zu entkommen. Dank des breiten Seitenstreifens ist die Straße zwar gut befahrbar und in überraschend gutem Zustand. Gleichzeitig ist sie aber auch Müllhalde und Dienstort von Vertreterinnen des leicht bekleideten Gewerbes. Überall am Straßenrand wird offensiv um Kundschaft geworben.

Selbst wieder am Meer angekommen gibt es leider keine Alternative zur SS16. Der Bahnhof im einzigen Ort vor Termoli wird nur 2-3 mal am Tag angefahren. Die restliche Zeit rauschen die Züge durch.
So geht es auch entlang der Küste weiter auf der SS16, erst in der Nähe von Termoli nimmt der Verkehr ab. Geworben wird nun nur noch mit Aufschriften (Name, Telefonnummer und „Besonderheiten“) am Straßenrand. Ob das was damit zu tun hat, dass es von Apulien nach Molise geht ist Spekulationen. Anderen Radfahrern kann ich nur empfehlen den Bereich im Hinterland zu umfahren oder ab Foggia mit dem Zug. Immerhin sind die 35 Kilometer bis Termoli in 90 Minuten Geschichte.

Eigentlich wollte ich in Termoli bis Vasto den Zug nehmen. Den einen Zug gerade verpasst, nimmt genau der nächste keine Fahrräder mit (das war wohl der Schulzzug – das schlechte Wortspiel musste leider sein). Die Wahl zwischen 2 Stunden warten oder 20 Kilometern zu fahren war einfach.
Entlang des Strandes gab es zunächst einen neuen Radweg, der plötzlich endete. Auf schlechten Nebenstraßen ging es weiter, es ist zu erkennen das es hier mal ein Radweg gab, teilweise sogar mit eigenen Brücken. Die Instandhaltung wurde aber wohl irgendwann eingestellt.
Erst kurz vor Vasto taucht der Radweg wieder auf, hier beginnt die Region Abruzzen. Man wirbt mit einem fast durchgehend Radweg entlang der Küste. Diesen werde ich aber nicht mehr befahren. Es geht per Zug nach Norden.